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Ägyptologie-Seminare > Häuser für die Ewigkeit > 6 Ewiges Leben?

Häuser für die Ewigkeit
Mythologie, Grabdekoration und -architektur des Alten Ägypten

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Sommersemester 2021

 

6 Ewiges Leben?

In der Vorstellung der Alten Ägypter waren Leben und Tod vor allem durch ihre Aufeinanderbezogenheit und ihre teilweise Identität erkennbar. In dieser Funktion und Verkettung dienten sie als Katalysator der altägyptischen Kultur, beeinflussten unter anderem maßgebend mehr als 3000 Jahre Kulturgeschichte, die wissenschaftliche, medizinische und gesellschaftliche Entwicklung sowie die Ausbildung eines mehrere hundert Götter umfassenden Pantheons. Mythen erklärten den Wandel der Jahreszeiten und der Umwelt, aber auch das konstruktive Zusammenspiel von Werden, Vergehen und neuem Werden.

Der Tod, begriffen als eine von negativen Einflüssen bereinigte Fortführung des irdischen Lebens, war das eigentliche erstrebte Lebensideal. Grabanlagen wurden daher schon früh als jenseitiger Wohnraum verstanden, als „Häuser für die Ewigkeit“. Ihre Errichtung war kein Ausdruck der Trauer der Hinterbliebenen, sondern eine Begegnungsstätte mit dem Verstorbenen, welche dieser bereits zu Lebzeiten federführend gestaltete. Diese Beziehung galt den Alten Ägyptern als wichtige Grundlage des Fortlebens im Jenseits. Das Grab zeigte das Leben des erst zukünftig Verstorbenen bereits in seiner idealisierten Vollendung (Bild-/Textmagie) und fungierte als Vorzeichnung des erhofften jenseitigen Lebens.

Grabarchitektur und Grabdekoration standen zu jeder Zeit im Dienst einerseits der erstrebten sicheren Passage durch das Jenseits an den jeweiligen Bestimmungsort und andererseits der Aufnahme in den Kreis der Götter. Sie folgten der jeweiligen mythologischen Gestaltung der Jenseitsreise und bildeten folglich verschiedene Wege und Räume ab: den Aufstieg zum nächtlichen Sternenhimmel im Alten Reich, die Heimkehr in den „schönen Westen“ im Mittleren Reich und schließlich das chthonische Reich des Osiris im Neuen Reich. Das mythische Denken ermöglichte die konkurrenzlose Verknüpfung dieser verschiedenen Vorstellungen und prägte damit die offene Struktur der altägyptischen Religiosität. Die Auseinandersetzung mit dem Tod stand in der Gedankenwelt der Alten Ägypter immer im Zusammenhang mit der Erlangung des eigentlich erstrebten Lebens im Jenseits. Und so heißt es in einer Weisheitslehre, die Hordjedef zugeschrieben wird, einem Sohn Pharao Cheops’ (um 2570 v. Chr., 4. Dynastie), des Erbauers der größten der drei Pyramiden von Gizeh:

„Mache dein Haus im Westen trefflich und statte reichlich aus deinen Sitz in der Nekropole. Nimm dies an, denn gering gilt uns der Tod, nimm dies an, denn hoch steht uns das Leben. Aber das Haus des Todes, es dient ja dem Leben!“

 

Weiterführende Literatur

Laatsch, Katrin
Häuser für die Ewigkeit – Gräber und Mythologie im alten Ägypten
Darmstadt: wbg – Philipp von Zabern, 2020
ISBN: 978-3-805-35261-1