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Ägyptologie-Seminare > Sakralarchitektur > 5 Tempelanlagen Spätzeit

Der Tempel als Kosmos
Sakralarchitektur im Alten Ägypten

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Sommersemester 2022

 

5 Tempelanlagen der Spätzeit

Es sind weitgehend die eindrucksvollen Tempelbauten der Spätzeit, die unser Verständnis und unsere Vorstellung vom Aussehen eines altägyptischen Tempels prägen. Grund dafür ist, dass sie die jüngsten Bauwerke ihrer Art sind, die aus der Pharaonenzeit bis heute überdauert sind und ihr oft guter Erhaltungszustand daher in besonderer Weise die Fantasie beflügelt, die den alten Dekorationen und Hieroglyphen wieder ihre strahlenden Farben verleiht und Fehlstellen in Mauern und Säulen ersetzt, wo Vandalismus oder einfach der Zahn der Zeit ihre zerstörerischen Spuren hinterlassen haben. Wir haben uns dabei zunächst mit Details der Tempelanlagen von Dendera und Philae auseinandergesetzt.

Der Hathor-Tempel von Dendera

Der Tempel von Dendera hat seinen Ursprung in der Prädynastik. Die heutige Anlage stammt aus griechisch-römischer Zeit und hatte wohl einen unmittelbaren Vorgängerbau im Alten Reich. Bis ins 19. Jh. hinein war der Tempel verschüttet, was den guten Erhalt von Bauteilen und Farben erklärt. Er war der Göttin Hathor geweiht, die im Alten Ägypten als Göttin der Liebe, als Westgöttin und Muttergottheit verehrt wurde. Typisch ist ihre Darstellung als Kuh oder Frau mit Kuhohren, die in Dendera prominent an den Säulen des Hypostyls zu finden ist, in dem darüber hinaus eine prachtvolle astronomische Decke hervorragend erhalten ist, inklusive der kraftvollen verwendeten Farben. An der Südseite des Tempels findet sich die berühmte „Glühbirnen“-Szene, in der die ägyptologische Forschung eine allegorische Darstellung des allmorgendlichen Aufgangs der Sonne sieht, wie sie seit dem Neuen Reich traditionell überliefert ist. Begleitet wird die Szene von Sprüchen, welche diese religiös-kultische Aussage bestätigen. Die Wandbilder zeigen den Gott Harsomtus in Gestalt einer Schlange am Morgenhimmel, die sich aus der Unterwelt in Form des Mutterleibs der Himmelsgöttin Nut erhebt. Zur Tempelanlage gehören außerdem u. a. ein römisches Geburtshaus, eine koptische Basilika und ein ptolemäisches Geburtshaus. An ersterem finden sich fantastisch erhaltene Reliefdarstellungen, die den römischen Kaiser Trajan in klassischen Szenen vor den altägyptischen Göttern zeigen.

In der Nordwestecke des Tempeldaches des Hathor-Tempels findet sich in einer Osiris geweihten Kapelle eine Replik des berühmte Tierkreis von Dendera, der vermutlich um 55 v. Chr. geschaffen wurde und der 2,55 x 2,53 m misst. Das Original befindet sich heute im Louvre.

 

Der Isis-Tempel von Philae

Die 400 x 135 m große Insel Philae ist die größte von dreien am Südende des ersten Nil-Katarakts. Mit der Fertigstellung der alten Assuan-Staumauer im Jahr 1902 wurde sie stets für zehn Monate im Jahr vom Wasser überspült. Der regelmäßige Zu- und Abfluss des Wasser sorgte für ein Auswaschen der Fundamente des Isis-Tempels, wodurch dieser einzustürzen drohte. Die Situation verschärfte sich durch den Bau des Assuan-Staudamms von 1960 bis 1971. Im Zuge einer beispiellosen internationalen Rettungsaktion der nubischen Tempelbauten, in der auch weitere altägyptische Bauwerke vor den Wassermassen des neu entstehenden Stausees gerettet wurden, beschloss man, den Tempel zu versetzen. Zusammen mit anderen Bauwerken auf der Insel wurde er in 37.363 Teile von jeweils zwei bis 25 Tonnen Gewicht zerlegt und anschließend originalgetreu auf der benachbarten Insel Agilkia wiederaufgebaut. Die Topographie Agilkias wurde dabei weitgehend der auf Philae angepasst. Die Arbeiten dauerten von 1977 bis 1980. Die neu gestaltete Anlage wurde zur UNESCO-Weltkulturerbestätte ernannt.

 

⇒ 6 Im Dialog mit den Göttern