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Ägyptologie-Seminare > Hieroglyphen > 2 Ein- und Zweikonsonantenzeichen

Einführung in die altägyptische Hieroglyphenschrift

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Wintersemester 2017/18

 

2 Ein- und Zweikonsonantenzeichen, Les- und Schreibrichtung
Erste Namen entziffern

Das deutsche Alphabet besteht aus 26 Grundbuchstaben, drei Umlauten und dem Eszett. Es gibt verbindliche Rechtschreib- und Grammatikregeln, die Schreibrichtung verläuft in Zeilen von links nach rechts (Abweichungen, v. a. die Setzung in Spalten von oben nach unten, dienen der graphischen Emphase und sind Ausnahmen von der eigentlich korrekten Schreibrichtung). Demgegenüber umfasst die Hieroglyphenschrift zur Zeit des Mittleren Reiches rund 700 Zeichen (in der graeco-romanischen Epoche erhöht sich diese Zahl auf 7000!), von denen viele – je nach Kontext – mehrdeutig sind. Ästhetische Prinzipien stehen über orthografischen und grammatikalischen Regeln (die es zwar gibt, die aber weniger verbindlich sind), die Schreibrichtung ist stärker variabel (s. u.).

Hieroglyphen können in Zeilen oder in Spalten geschrieben werden. Bei der Anordnung in Zeilen kann die Lesrichtung sowohl von links nach rechts verlaufen (wie wir es aus unserem Schriftsystem kennen), ebenso aber auch von rechts nach links.
Die Lesung in Linien wird i.d.R. durch waagerechte Striche, in Spalten durch senkrechte Trennlinien zusätzlich kenntlich gemacht. Für den Leser ist die Lesrichtung an der Ausrichtung der Zeichen erkennbar: Figuren (Menschen, Götter, Tiere) schauen immer zum Textanfang. Die jeweils gewählte Schreibrichtung unterliegt ästhetischen Gesichtspunkten, die häufig durch den Ort der Anbringung bestimmt werden, aber auch dem Geschmack des Schreibers bzw. dem des Auftraggebers einer Inschrift oder eines Textes folgen können.

 

Abb. 1 Schreib-/Lesrichtung in Zeilen von links nach rechts

 

Abb. 2 Schreib-/Lesrichtung in Zeilen von rechts nach links

 

Bei der Schreibweise in Spalten wird stets von oben nach unten gelesen. Dabei können die Spalten in der Reihenfolge von links nach rechts oder von rechts nach links gelesen werden.

Abb. 3 Schreib-/Lesrichtung in Spalten. Im linken Hieroglyphentextbeispiel werden die Spalten von links nach rechts gelesen, im rechten Beispiel von rechts nach links.

 

Für den Einstieg in die Hieroglyphenschrift und die erste Entzifferung einfacher Namen oder Begriffe eignen sich besonders die sogenannten Ein- und Zweikonsonantenzeichen (die Listen wurden im Seminar verteilt). Mit Hilfe der Einkonsonantenzeichenliste kann z. B. die Zeichenfolge ś-n-b entziffert werden. Es handelt sich um das Wort śnb (gesprochen /‘seneb/), das Gesundheit bedeutet.
An diesem Beispiel lässt sich gut ein Gestaltungsprinzip der Hieroglyphenschrift zeigen: Die hieroglyphischen Zeichen wurden – in Zeilen ebenso wie in Spalten – grundsätzlich in Rechtecken angeordnet, um den zur Verfügung stehenden Raum ausgewogen zu füllen (diese Rechtecke wurden nur gedacht, nicht aufgezeichnet). Es handelt sich dabei um eine ästhetische Präferenz der Alten Ägypter, der sich andere Schreibregeln unterordnen bzw. sich an diese anpassen. Aus dieser Konvention erklärt sich, warum das Wort śnb nicht einfach als lineare Zeichenfolge geschrieben wurde, wie sie hier gezeigt ist:

Stattdessen wurden die Zeichen in hieroglyphischen Texten wie folgt angeordnet:

Auf diese Weise entfallen die von den Alten Ägyptern als störend empfundenen Leerräume ober- und unterhalb der Wasserlinie, die für den phonetischen Laut „n“ steht.

Die Hieroglyphenschrift ist eine Konsonantenschrift. Vokale wurden nicht durch Zeichen ausgedrückt, sondern vom Leser ergänzt. Dies erschwert die Rekonstruktion der altägyptischen Aussprache erheblich (es ist auch eine rein ägyptologische Konvention, kein gesichertes Sprachwissen, Halbvokale wie Vokale auszusprechen). Traditionell gilt in der Ägyptologie die Regel, an den Stellen, an denen ein Vokal zur Wortaussprache erforderlich bzw. hilfreich ist, üblicherweise ein „e“ einzusetzen (s. o.: śnb, gesprochen /‘seneb/).

Entzifferungsübungen mit Lösungen

Für die Entzifferung der folgenden Beispiele ist es hilfreich, zunächst zu entscheiden, welche Lesrichtung vorliegt (Figuren blicken stets zum Textanfang). Ist dies wie in Beispiel 1 (Abb. 4) nicht möglich, da die vorliegenden hieroglyphischen Zeichen vertikal symmetrisch sind, müsste der Textkontext herangezogen werden, in dem sich sicherlich schnell ein Zeichen finden lässt, das durch seine Orientierung die Lesrichtung anzeigt. Grundsätzlich gilt: Bei einem in Kartuschen geschriebenen Wort handelt es sich um einen Pharaonennamen. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass in Pharaonennamen Götternamen aus Respekt im Schriftbild vorangestellt, oft aber erst am Namensende gesprochen wurden (s. Bsp. 2, Abb. 5). Vokale müssen ggf. ergänzt werden.

 

Abb. 4 Hieroglyphische Schreibweise des Götternamens Ptah

 

 

Abb. 5 Hieroglyphische Schreibweise des Pharaonennamens Echnaton

 

 

⇒ 3 Hieroglyphen: Schriftzeichen, Kunstwerke, magische Symbole