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Ägyptologie-Seminare > Literatur der Pharaonen > 1 Einführung

Die Literatur der Pharaonen
Prosa und Poesie im Alten Ägypten

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Wintersemester 2021/22

 

1 Altägyptische Literatur: eine Einführung

Mehr als 3000 Jahre altägyptische (Literatur-) Geschichte haben herausragende literarische Werke hervorgebracht, von denen heute vermutlich nur noch ein Bruchteil erhalten ist. Darunter befindet sich z. B. Die Geschichte des Sinuhe aus dem Mittleren Reich, welche als Inspiration für Mika Waltaris internationalen Bestseller Sinuhe der Ägypter (1945) diente, ein Roman, der bis heute unsere Vorstellung vom Leben im Alten Ägypten prägt. Ebenfalls aus dem Mittleren Reich, das zumeist als Hochzeit der altägyptischen Literatur betrachtet wird, stammen Die Geschichte des Schiffbrüchigen und Das Gespräch eines Lebensmüden mit seinem Ba, die uns vor dem zeitgenössischen Hintergrund eines gesellschaftlichen Umbruchs im Alten Ägypten von Menschen in existenzbedrohenden Situationen erzählen – und davon, wie diese überwunden werden. Zuvor hatte sich in den Beamtengräbern des Alten Reiches die sog. Idealbiografie als stilbildende Textform entwickelt, die das Leben einer Person bereits vor deren Tod bis ins Jenseits vorzeichnete. Das Neue Reich war die Zeit der gewaltigen Jenseitstexte wie dem Amduat und dem Pfortenbuch, aber auch eine Zeit der Märchen und der Poesie. Eine Besonderheit im literarischen Kanon des Pharaonenreiches sind die berühmten religiösen Texte wie die Pyramidentexte, das Zweiwegebuch, und die Unterweltsbücher, die den Verstorbenen aus den Pyramiden, aus den Tempel- und Felsgräbern den Weg hinaus in das jenseitige Totenreich weisen sollten. Sie sind eng mit den architektonischen Leistungen der altägyptischen Hochkultur verknüpft, denen sie auch immer unmittelbar verbunden bleiben – ein Merkmal, das anderen literarischen Gattungen fehlt.

Das Altägyptische kennt kein eigenes Wort für Geschichte oder Erzählung, sondern verwendet meist

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was so viel wie „Schöne Rede“ bedeutet. Das Konzept der Schönen Rede beschränkte sich für die Alten Ägypter nicht auf die Freude an ansprechenden Formulierungen, sondern rhetorische Fähigkeiten waren offenbar eng mit Ideen wie Gerechtigkeit, Gottesnähe und persönlichem Erfolg verbunden.

Eine Zuordnung altägyptischer Texte zu dem einen oder anderen Textgenre erweist sich oft als schwierig, da viele von ihnen Eigenschaften unterschiedlicher Gattungen aufweisen. „Pharao Cheops und die Zauberer“ beispielsweise erscheint zunächst als prosaische Geschichtensammlung, endet jedoch in einem politischen Volksmärchen über die Geburt der ersten Könige der 5. Dynastie – und hat damit auch Verbindungen zur Propagandaliteratur. Spätägyptische Geschichten haben häufig Götter als (Haupt-)Protagonisten, sodass es hier schnell zu einer Vermischung von Mythen, kultischen Texten und Volksmärchen kommt.

 

⇒ 2 Religiöse Texte