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Ägyptologie-Seminare > Literatur der Pharaonen > 4 Prosatexte

Die Literatur der Pharaonen
Prosa und Poesie im Alten Ägypten

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Wintersemester 2021/22

 

4 Prosatexte

Auch an anderer Stelle der altägyptischen Literatur spielt Amenemhet I. eine wichtige Rolle. Die bis heute nicht vollständig aufgeklärten Umstände seines Todes sind der Ausgangspunkt der Geschichte des Sinuhe, entstanden vermutlich wiederum in der 12. Dynastie. Die Erzählung entfaltet sich vor der historischen Kulisse der vermutlichen Ermordung Amenemhets‘ I. im Rahmen einer Haremsverschwörung. Der Ich-Erzähler, der sich selbst als einen „Diener im Königsharem“ bezeichnet und offenbar fürchtet, als solcher einer Mitschuld bezichtigt zu werden, flieht in Panik aus Ägypten. Dies ist der Ausgangspunkt für eine abenteuerreiche Lebensgeschichte, in deren Verlauf zentrale Aspekte der altägyptischen Moral und Lebensanschauung behandelt werden, darunter die Loyalität zu Ägypten und dem Pharao sowie die Furcht vor dem Erleben der Entwurzelung und der Gottesferne.

Der Sinuhe-Text vereint in sich Merkmale verschiedener Genres wie den autobiografischen Grabinschriften, der Klage, dem Brief oder dem Kulthymnus. Ein besonderer, modern anmutender schriftstellerischer Kunstgriff ist, dass die Frage nach der Involviertheit Sinuhes in die Haremsverschwörung, die zur Ermordung Amenemhets‘ I. führte, offen bleibt. In der Forschung wird die Frage diskutiert, ob es sich bei der Geschichte des Sinuhe um einen prosaischen oder einen lyrischen Text handelt und ob es sich um eine auf Fakten basierende oder eine fiktionale Darstellung handelt bzw. in wie weit ggf. jeweils beide Formen ineinander übergehen.

Sesostris I., der Sohn und Nachfolger des ermordeten Amenemhet I., wird durchgehend in leuchtenden Farben beschrieben. In diesen Passagen nimmt der Text Züge einer Königslegitimation an, vergleichbar den Prophezeiungen des Neferti und der Erzählung Pharao Cheops und die Zauberer aus dem Neuen Reich.

Die Geschichte des Schiffbrüchigen ist nach Sinuhe die wohl bekannteste Erzählung des Alten Ägypten. Ihre Entstehungszeit liegt wohl ebenfalls in der 12. Dynastie, genauer zwischen 2000-1800 v. Chr. Typisch für altägyptische Erzählungen ist, dass der Text geschachtelt aufgebaut ist, eine Besonderheit der Geschichte des Schiffbrüchigen ist jedoch, dass gleich drei Textebenen ineinandergeschoben werden. Auf der ersten Ebene wird die Rückkehr einer Expedition zu Schiff nach Ägypten geschildert, deren Kommandant bekümmert und besorgt ist, da die Fahrt erfolglos geblieben ist. Auf der zweiten Ebene berichtet ein Mitglied seiner Mannschaft von einem Schiffbruch, den er einst erlitten habe und der doch zu einem glücklichen Ende gekommen sei. Auf der dritten Ebene wird schließlich eine kurze Göttergeschichte erzählt, in der eine mächtige Schlangengottheit die Hauptrolle spielt. Alle drei Geschichten erweisen sich füreinander als Spiegelbilder und befruchten gegenseitig das jeweilige Textverständnis.

 

Abb. 1 Die drei Ebenen der Geschichte des Schiffbrüchigen. Grafik: KL

 

Ebenfalls typisch ist die Verwendung der Formulierung acha-n („[Und] dann...“) als Satzeinleitung. Hierbei handelt es sich um ein klassisches Merkmal des schriftlichen Sprachgebrauches des Mittleren Reiches.

 

⇒ 5 Kurzgeschichten